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Interview

Dr. Annabel Oelmann Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen

Riester-Rente: 70 Seiten lange Verträge schrecken viele Menschen ab

Viele junge Menschen befürchten, dass die Riester-Rente ihr Versprechen von einer sicheren Altersvorsorge nicht halten kann, weiß Dr. Annabel Oelmann Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Gerade deshalb braucht es eine klare Linie aus der Politik, die eine Botschaft an die Jugend richtet: Wenn man vorsorgt, ist man im Alter durch einen Mix aus staatlicher und privater Rente auch versorgt.

Welche Rolle spielt das Thema Altersvorsorge Ihrer Meinung nach für junge Menschen?

Dr. Annabel Oelemann: Für junge Menschen ist die eigene Rente noch in weiter Ferne. Das Thema Altersvorsorge spielt daher selten eine große Rolle, wenn es erst mal um den Aufbau einer eigenen Existenz oder die Gründung einer Familie geht. Junge Leute sollten aber das Thema nicht vor sich herschieben. Sie sind am stärksten von den bisherigen Reformen und Rentenkürzungen betroffen. Sie haben aber auch deutlich mehr Zeit, selbst eine größere Vorsorgelücke zu stopfen.

Haben Sie den Eindruck, dass sich junge Menschen von den bestehenden Angeboten, für ihre Rente vorzusorgen, angesprochen fühlen?

Dr. Annabel Oelemann:  Trotz teils witziger und gut gemachter Werbung kommen Altersvorsorgeprodukte nicht gerade sexy daher. Meist sind Verträge und Produktinformationen für junge Leute unverständlich und intransparent gestaltet. Ein Angebot mit 70 DIN-A 4 Seiten durchlesen zu müssen, schreckt junge Leute schnell ab. Sie merken auf der anderen Seite, dass ihnen jemand „etwas verkaufen“ möchte und sind teils zu Recht misstrauisch.

Betrachtet man die Riester-Rente, hat man das Gefühl, dass sie bei ihrer Einführung vor rund 15 Jahren den Zahn der Zeit getroffen hat. Denn sie wurde zum absoluten Kassenschlager. Was hat sich in Ihren Augen gewandelt? Warum steht sie gerade bei jungen Erwachsenen mittlerweile dermaßen in der Kritik?

Dr. Annabel Oelemann: An der Riester-Reform manifestiert sich für viele die Kürzung der gesetzlichen Rentenansprüche, um der privaten Altersvorsorge mehr Raum zu geben. Mittlerweile stellen viele Verbraucher fest, dass private Vorsorgeprodukte – und hier steht Riester als Aushängeschild im Fokus – nicht das halten kann, was einst von ihnen erwartet wurde. Dabei ist die Riester-Förderung für viele Menschen gar nicht schlecht. Die Probleme, die wir bei Riester-Verträgen feststellen, tauchen bei fast allen Verträgen auf, die versicherungsförmig gestaltet sind. Also auch bei privaten Basis- und Betriebsrenten.

Welche Aufgabe hat die Politik, um junge Menschen für die Altersvorsorge zu motivieren?

Dr. Annabel Oelemann: Sie sollte gesetzgeberisch den fairen und nachhaltigen Rahmen dafür ebnen, dass junge Leute mit gesetzlicher und privater Vorsorge ein gewisses Auskommen im Alter erreichen können. Mit staatlicher Förderung und Zulagen können insbesondere junge Familien gut motiviert werden. Doch junge Leute müssen auch besser davor geschützt werden, die falschen und zu teuren Verträge abzuschließen und brauchen unabhängige Beratung.

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